

Darum Alltagsweib
Autorin Jana
Wir sind natürliche Wesen, Teil dieser unbeschreiblichen Natur – wo es ein spannungsgeladenes und auf zauberhafte Weise ausgeglichenes Verhältnis zwischen männlichen Vertretern und weiblichen Vertreterinnen gibt.
Es gibt also die Männer und die Weiber. Ha! Da hör ich es schon wieder: tiefes, zum Teil scharf eingezogene Luft! „Was? Über Jahrzehnte haben sie gekämpft die Feministen und Frauenrechtlerinnen, dass wir eben nicht mehr das „Weib“ sind, Frauenrechte ihren Platz finden und jetzt kommst du mit diesem herablassenden Begriff „Weib“ – selbst Wikipedia beweist diese Definition. Ja, das tu ich! Allerdings vermute ich fast, dass wir – eine jede – ganz andere Assoziationen in uns tragen. Wie zu jedem anderen Thema, so kontrovers es auch sein mag, betrachten wir nun mal die Welt alle mit anderen Augen, anderen Erlebnissen und Prägungen.
Ich bin zwar auch irgendwie eine Frau, aber ich fühle mich deutlich echter beschrieben mit dem Begriff des „Weibs“. Ich bin definitiv weiblich, ich bin rund, ich bin sogar Mama, ich bin auch mal so schön hormonell gesteuert Zicke pur, bin selten die geschniegelte Frau, die es auch irgendwo in mir gibt. Ich bin die Frau, die auch einfach mal, weil es sie gerade nervt, deutlich in Wort und Intensität der Sprachnutzung ist. Ich bin konkret, manchmal vielleicht weniger taktvoll, robust, rigoros. Gleichsam kann ich bei Spiritualität mitreden, habe sie intensivst für mich allein erfahren dürfen. Habe diese sogar über lange Zeit gepflegt, zu Papier gebracht und doch festgestellt, dass ich damit aber nichts wirklich verändere. Das echte Leben da draußen, dass mit den Sorgen, Ängsten, Nöten, die ein weniger ausgeglichener, bewusster Mensch einfach nun mal hat – gespickt ist, genau in diesem echten Leben braucht es Authentizität. Gefühlt, steckt in einem authentisch und einfach zu sich selbst ehrlichen Menschen mehr Spiritualität als in so manch´ anderem Seminarjunkie.
Eben all jene Menschen und Frauen, die schnell in ihrem Alltag in Situationen gelangen, die eben jenen weniger souverän, überlegt und ausgeglichen reagieren lassen. In dieser betreffenden Situation kann es sogar sein, dass dieser Mensch bereits beim ersten tiefen, empörten, scharfen Reagierenwollens noch blitzschnell diesen Gedanken an sich vorbei ziehen sieht: „Huch, ich wollte doch endlich alles das bewusst leben, was ich gerade erst im letzten Workshop gelernt hatte!“. Schall und Rauch!
Mit viel Zeit und wenig Ablenkung ist es jedem möglich zu genau dieser Selbst-Bewusstheit zu gelangen, den Zugang zu seinen Wunden, die verletzten Kinder in sich zu finden und bei anhaltendem Frei-Raum auch noch die zusätzliche Option des konkreten Weg des Heilens zu gehen.
Ich bin mittlerweile der Meinung, dass all jene, welche für´s Erste den Schritt des Erkennens um die verborgenen Gefühle erlebt haben, die erkannt haben, dass hinter seltsam aufkeimenden Emotionen ganz andere alte Sachen versteckt sind, bereits alles an Handwerkszeug mit sich führen. Diese Werkzeuge sind in uns, in einer Kiste stets griffbereit. Wir werden uns daran immer mal wieder den Zeh stoßen, weil wir sie in der Ecke vergessen haben. Aber sie bleibt und ist jederzeit nutzbar um auch alle anderen Pflastersteine für den weiteren Weg bewusst wahrnehmen und sammeln zu können. Denn wir brauchen genau diese „Erfahrungen“-Pflastersteine, um erst einen Weg pflastern zu können. Jeder hat eine wichtige Aufgabe, gleich wie groß eine jede ist, ergeben sie gemeinsam ein in sich stimmiges Puzzle – wie diese traumhaften Mauern in südlichen Gefilden, die scheinbar ohne Zement über Jahrhunderte stehen.
Jesper Juul hat mir sehr geholfen, mich weniger schuldig, unfähig, unfertig oder unsouverän zu empfinden. Ein authentisches „Nein“ und ein ehrliches Erklären über seine eigene möglicherweise weniger clever empfundenen Reaktion ist drei Runden besser für jedes Kind. Sie lernen nicht nur, dass wir an sich nur eine größere Ausführung von ihnen sind, kein Stück weniger fehlbar, jedoch dazu stehen und ehrlich kundtun wo unsere Grenzen sind. Die sind natürlich, die verändern sich und die wachsen. Die wachsen mit mir und vor allen Dingen durch Reibung. In der Stille, im Alleinsein, in der Meditation – ist alles perfekt, friedlich, niemand stört den Prozess des Wahrnehmens, nochmal kurz rechts abbiegen hinter die eine Ecke schauen, „weil da noch was klemmte“. Allerdings ist irgendwann auch jener innere Raum verstanden – im Groben und Ganzen.
Allerdings passieren uns tagtäglich Sachen, die uns – in tausenden Farbnuancen – immer wieder unterschiedlich intensiv treffen, beeinflussen und verändern. Sprich, diese optimalen Zeitfenster, wo wir in Meditation, oder ähnlichen Ruhe-Situationen mit uns ins Reine kommen, also eine Art „Reinstraum“ ist schön und gut – aber nicht wirklich alltagstauglich (wenn man nicht gerade als Eremit abgeschieden mitten in der Natur lebt).
Genau dafür darf es aber diese Plattform geben: für die wenigen reinen Momente! Sie ist für diese verwirrenden, verstörenden und emotionalen Momente da, die wir in unserem Alltag 24 Stunden jeden Tag und dann gerade mal mit nur 5% bewusst erfahren.
Wir dürfen uns sorgen, wir dürfen uns auch unsicher empfinden und weniger selbst-bewusst. Wir dürfen uns selbst missverstehen. Wir dürfen einfach alles sein!
Scheiß drauf!
Wenn wir alle in einem Reinstraum leben und alle nichts mehr zum Reiben erleben würden, gäbe es auch kein Wachsen, kein wirklich echtes Leben mehr – jedenfalls nicht so, wie ich mich lebendig empfinde.
Dieser tolle Motivationssatz: „Wo es Licht gibt, gibt es auch Schatten“ – war für mich lange nicht verständlich oder greifbar. Es hat verdammt viele Jahrzehnte gebraucht und Stolpersteine, die ich später dankbar zu Pflastersteinen für meinen Weg verarbeiten konnte. Es ist einfach das Gesetz von Yin und Yang, von Weiblich und Männlich, von Sonne und Mond, von Anziehung und Abstoßen. Das ist das Leben. Leben wir es doch einfach so echt wie wir uns gerade für den Moment empfinden! Seien wir ehrlich zu uns und damit gleichsam (es ist tatsächlich kein weiteres Zutun nötig) für unser Umfeld auch. Denn genau diese Art zu Sein hat seinen ganz eigenen Duft von Authentizität und Ehrlichkeit und wird die Luft um dich durchdringen. Und das hat rein gar nichts mit einem Reinstraum gemein.
Willkommen im Alltag, ihr zauberhaften weiblichen Wesen.
Leben wir unsere Facetten!
Ein Alltagsweib, Jana