Darum Alltagsweib

Autorin Kathi

Klartext!

Das ist meine Devise!

Ich spreche die Dinge gerne so aus, wie sie mir im Kopf oder im Herzen rum schwirren.

Dabei ist die Bandbreite meiner Worte der Bandbreite meines Wesens sehr ähnlich:

Wild, lieblich, ungehorsam, frei, ungezwungen, nett, direkt, kokett, schnell, derb, hart, weich, freundlich, wütend, ängstlich, verrückt, korrekt, wissend, bestimmend, klug, naiv…

Ich habe mir die Welt bereits als kleines Mädchen angesehen und mich schon früh gefragt, weshalb die Erwachsenen die Dinge nicht so aussprechen, wie sie sie in sich tragen.

Ich empfand es immer als das „Verpacken der Worte“ und damit ein Abmildern der Worte, um… Ja, um was eigentlich? Ich empfand die Erwachsenen immer als unglaubwürdig, denn im Grunde meinten sie ‚grün‘ und sagten aber ‚rot‘ – vielleicht, um zu gefallen? Um nicht anzuecken? Um niemanden auf den Schlips zu treten? Ich hab das mal versucht und hab gespürt, dass ich dabei eigentlich nur mir selbst auf den Schlips trete.

Als ich älter wurde, habe ich das kultiviert, gesagt, was ich dachte und bin oft angeeckt. Denn, so erkannte ich früh, tut man dem Gegenüber wohl weniger weh, man gefällt dem Gegenüber vielleicht mehr oder eckt weniger an, aber schluckt die übrig gebliebenen Nuancen, die vom ‚grün‘ zum ‚rot‘ noch fehlen, den eigenen Hals herunter. Und wo bleiben diese Nuancen dann unverdaut stecken? ‚Schlucken Erwachsene Nuancen ihres eigenen Selbst herunter?‘ Das habe ich mich als Kind gefragt. Und heute frage ich mich: ‚Warum grün sagen, wenn ich doch rot sagen will?‘ Wovor habe ich Angst, dass ich nicht das ausspreche, das in mir ist? Mein Gegenüber hat im ersten Moment vielleicht Mühe, damit umzugehen? Ist es das? Nun gut, dann kann ich es ja immer noch erklären. Und: Verwehre ich durch das, ich nenne es wie in Kindertagen, ‚Verpacken meiner Worte‘ meinem Gegenüber nicht die Chance, mich so kennen zu lernen, wie ich eben bin? Mit all meinen Nuancen, inklusive Fehler?

Du siehst, ich betrachte die Dinge gern anders. Rege gern zum Nachdenken an und, vor allem, zum Nachspüren.

Ich sehe mich als Freiheits-Feministin:

Ich wünsche mir eine Welt voller freier Frauen.

Aber keine Angst, das wird kein weiterer Beitrag einer männerhassenden Frau, die lediglich darum geifert, die Frauen müssten hinterm Herd hervorkriechen. Im Gegenteil. Ich liebe die starke und tatenvolle Kraft der männlichen Energie, die der Sonne entspricht. Gleichwohl bin ich aber auch der Überzeugung, dass die weibliche Energie in unserer Welt, in unserem Alltag zu kurz kommt. Und darüber hinaus frage ich mich, ob das vielleicht diese Welt in ein Ungleichgewicht gestürzt hat.

Viele Frauen kämpfen in ihrem Alltag mit vielen Dingen gleichzeitig. Und in mancher hitzigen Diskussion musste ich schon Sätze hören, wie ‚unsere Regierung wird doch von einer Frau angeführt‘ oder ‚wir haben doch viele Politikerinnen‘. Für mich geht es nicht darum, irgendeine (Frauen-)Quote nach oben zu treiben. Für mich geht es darum, dass wir verstehen, dass diese Frauen sowie Frauen in ihrem Alltag in einer männlichen Hierarchie ihren Kampf kämpfen und das mit den mehr oder weniger gleichen Bandagen wie Männer. Für mich treten die Frauen dieser Welt ihren Kampf auf der Männer-Ebene an und füttern damit die männliche Energie in sich und der Welt. Denn, vielleicht wird es Dich überraschen, das zu lesen, Du trägst beide Energie-Anteile in Dir, sowohl die männliche als auch die weibliche Energie und das als Mann und Frau. Die Frauen dieser Welt sind in ihrem Kampf auf dieser Ebene im Grunde nichts anderes als (bessere) Männer, sie alle ‚stehen ihren Mann‘ kommt nicht von ungefähr.

Vielleicht ist es also an der Zeit, aus diesem Kampf auszusteigen? Vielleicht ist es an der Zeit, als Frau ganz in unsere ureigene weibliche Energie und Kraft einzutauchen und vielleicht ist es an der Zeit, als Mann auch die eigenen, weiblichen Energieanteile anzuerkennen? Vielleicht kommen wir Frauen so in unserem Frausein an?

Ob das der Weg zu meiner Wunschvorstellung von einer Welt voller freier Frauen ist? Ich glaube es und würde sagen, es kommt auf einen Versuch an.

Falls Dir das zu spirituell war, lass mich Dich beruhigen: Ich ging zwar den langen Weg der Yogalehrerin durch sämtliche Ausbildungen und finde die Ansätze, die diese Lehren mit sich bringen, höchst interessant, motivierend und wunderbar. Jedoch bin ich mehr einen Schritt davon weggekommen. Spiritualität (inklusive Yoga, Meditation…) wird für mich – für den Moment – schlicht und ergreifend vermarktet. Ob es genau so intensiv gelebt wird, wage ich zu bezweifeln. Spiritualität ist mittlerweile ein so großer Wirtschaftszweig geworden, ich weiß nicht ob das die Absicht war, die hinter Spiritualität und Yoga steckt, die seit Jahrtausenden bestehen. Für mich ist Yoga ein wunderbares Werkzeug, das mir hilft, meinen Alltag zu bewältigen und meine Gefühle und Gedanken zu verstehen. Die Welt bietet aber jede Menge solcher Werkzeuge und jeder darf sein eigenes Werkzeug finden. Yoga und Spiritualität als das eine Werkzeug zu vermarkten, finde ich – für mich – nicht richtig. Es ist nicht das Absolute, nicht das Eine, nicht die eine Wahrheit, für die es schon gar keine Hochglanz-Leggings und mega-Yogamatten braucht. Es ist schön, dass es das gibt, keine Frage, es ist aber nicht Voraussetzung, um spirituell zu sein. Auch nicht, wie sehr Du Dich auf eben genannter Yogamatte verrenken kannst oder wie viele Gebete Du auf Sanskrit rezitieren kannst. Für mich ist Spiritualität das, was in Deinem Alltag stattfindet. Die leisen oder lauten Zwischentöne im Alltag, die Du sagst oder eben nicht oder nicht ganz, wie die von mir als Kind als Nuancen beschriebenen Dinge Deines Selbst, die nicht ans Tageslicht kommen, weil Du sie lieber runter schluckst.

Ich bin der felsenfesten Überzeugung, wir brauchen kein weiteres Leben nach dem Tod, sofern wir dieses Leben nicht damit zu bringen, ein Arschloch zu sein.

Mein letzter Satz ließ Dich etwas schlucken?

Genau darum Alltagsweib: Das Online-Magazin bietet mir eine Plattform, fernab von Feenstaub, Hochglanz und Glitzer über Weiblichkeit & Frausein zu schreiben und im Podcast dazu in verschiedenen Facetten zu berichten, eben auch mal kontrovers. Denn die Welt ist nicht nur schwarz und weiß.

Ich möchte Frauen helfen, in ihre Selbstkraft zu kommen, ohne in eine vorgefertigte Schublade passen zu müssen und ich hoffe, mit dem Podcast die Frauen in ihrem Alltag abholen zu können, sie mit ganz alltäglichen Geschichten zum Lachen zu bringen oder sie zu unterstützen. Einfach so. Und wenn nur ein Alltagsweib da draußen beim Zuhören denkt „das könnte ich sein“ und sich wieder erkennt oder sich inspirieren lässt, dann bin ich erfüllt.

Kathi