Eine Ode an den
Sonntagsbraten

Unsere Autorin Jana

Sonntagsbraten. Was für ein Begriff. Sicher entsteht bei vielen direkt das innere Bild mit der Familie an der langen Tafel, festlich gedeckt, weil am Sonntag alle wieder zusammen gekommen sind. Ganz früher, wo es normal war und bei vielen landwirtschaftlichen Höfen noch immer so ist, war am Sonntag eine kleine Ausnahme was den Tagesablauf anging: Sonntag gemeinsam mit der Familie zu Mittag essen. Denn danach geht es bei den Landwirten direkt weiter, 7 Tage die Woche, ohne einem sogenannten Wochen-Ende und der damit für die meisten verbundene Auszeit.

Dieses eine Wort – Sonntagsbraten – hat so viel in sich, was wir in der heutigen Zeit nur noch wenig bzw. selten erleben.

Es gab einmal die Woche etwas frisch Geschlachtetes oder vom Jäger Erlegtes. Es gab Fleisch, einmal wöchentlich neben der unter der Woche ebenso eher weniger gereichten Wurst. Wer Fleisch oder Wurst essen wollte, mußte etwas dafür tun. Aber wer will schon selbst schlachten oder sich die „Hände schmutzig machen“. Das gleiche gilt für Kartoffeln, Gemüse und Co. Wer „erlegt“ denn sein Essen noch selbst? Wer weiß denn noch am eigenen Leib, was es bedeutet das die Kartoffeln schlußendlich dampfend auf unserem Teller liegen können?

Es war noch ein bewusstes Essen, eben auch von Fleisch an einem Sonntag, feierlich und gemeinsam, dankbar die Familie damit nähren zu können. Keine Masse, kein Überfluss – sondern Respekt, Dankbarkeit und Demut, dass eine andere Seele dafür gestorben ist, um die Familie auch mit Fleisch nähren zu können.

Heimeat praktiziert dieses Beispiel: die Brüder sind beide Metzger und haben ihre Philosophie zu einem, wie ich empfinde, wieder entdeckten und dabei zukunftsträchtigen Konzept umgesetzt. Ihre Tiere dürfen in der Natur wachsen, leben, genießen. Geschlachtet wird einmal und erst dann, wenn alle Teile des Tieres zuvor (online) gekauft wurden. Erst, wenn komplett alles verkauft ist, wird aus dem lebenden Tier Fleisch, mit diesem Bewusstsein aufbereitet und verpackt für die jeweiligen Käufer. Und das nächste mal gibt es eben erst wieder Fleisch, wenn auch andere das Besondere daran erkannt haben. Der Schlüssel: Nahrung – ohne Überfluss sondern am Bedarf. Es braucht nicht täglich Fleisch auf dem Tisch. Bewusste und ausgeglichene Ernährung isst anders!

Immer mehr Milch- oder Nutztierhöfe denken um und transformieren sich in sogenannte Lebenshöfe. Zumeist übernimmt dann ein Verein, welcher eben auch das Leben von „ausgesonderten“ Nutztieren schützt, die finanzielle Versorgung des Hofes. Für die Landwirte, die ja eher einer politisch gesteuerten Tätigkeit umsetzen und im seltensten Fall ausgerichtet am natürlichen Lauf, eine dankbare Alternative. Wie kann es sein, dass ein Preis für Bio-Getreide so niedrig ist, oder der Milchpreis schlußendlich vom Discounter und dessen Konto entschieden wird, dass immer mehr Höfe vor dem Aus stehen? Wie kann es sein, dass jene, die doch für die Ernährung sorgen und das sogar noch bewusst mit einem hohen Qualitätsanspruch, keine Berechtigung mehr haben – nach ökonomischen Prinzip? Qualität, Inhaltsstoffe, gewachsene natürliche Produkte mit wichtigen Mineralien und Vitaminen braucht der Mensch, wenn er gesund sein und bleiben möchte. Umdenken ist eine Sache, eine wichtige Basis, geradezu ein notwendiger Nährboden. Aus dieser Muttererde gilt es jetzt noch Menschen zu finden, die daraus Konzepte entwickeln, welche womöglich nicht in erster Linie einem ökonomischen Prinzip unterliegen. Es braucht Anfänger, Menschen, die den ersten Schritt machen und zeigen, wie es geht. Von jenen kann man lernen, anderen Höfen bei der Umstellung helfen und mit diesen Landwirten Hand in Hand eine Zukunft gestalten, die Qualität und echte Inhaltsstoffe hat, von Mutter Natur gegebene.

Das Umdenken braucht es allerdings nicht nur bei jenen, die um das Anbauen wissen. Es braucht sie auch an den Einkaufsregalen. Es braucht sie vielleicht mehr in den Hofläden, vor der Tür des Produzenten, am Telefon um den Milchmann zu bestellen. „Sich rar machen“ erzeugt Wertschätzung. Traurig an sich, aber in den Zeiten von „Überfluss jederzeit“, scheint es der Schlüssel zu sein. Erst, wenn der Mensch begreift, dass gute Dinge, Dinge die uns auch wirklich gut tun (Du bist was du isst), nun mal Arbeit bedeutet und Zeit braucht. Wer Vitamin D in seinem Obst möchte, darf davon ausgehen, dass die Natur ihre Zeit braucht, bis der Apfel geerntet werden kann. Wenn die Wertschätzung für das was Menschen tun, bewusst und bestenfalls mit ganzem Herzen, eine andere wäre. Dann würde sich ebenso eine Wertschätzung für die Produkte ihrer Arbeit einstellen. Wertschätzung fängt bei jedem von uns an. Bei sich selbst ist der erste Schritt. Wenn ich darum weiß, was ich leiste und es von Herzen gern tue, weiß ich auch zu schätzen, wenn ich beim Bäcker für gute, in Herrgottsfrühe selbst gemachte Brötchen den entsprechenden Preis zahle. Dann braucht es auch nur 1 Brötchen zum Frühstück. Warum? Weil da noch was drin ist. Möglicherweise ist es sogar aus Getreide von Ursorten gemacht. Da ist einfach mal „Bums“ drin, das schmeckt man! Dann braucht es keine Unsummen an Luftbrötchen aus toten vor Wochen in der Ukraine erzeugten und schockgefrosteten Teiglingen. Und um davon satt zu werden, braucht es natürlich weitaus mehr davon und dann müssen die auch günstiger sein. Die Rechnung versteht jeder: für drei oder vier mit künstlichen Enzymen gemachten Brötchen, ohne nutzbringende Inhaltsstoffe das gleiche Geld an der Theke zu zahlen wie für ein oder zwei mit Power drin, weil mit echter Handarbeit und Liebe zubereitet von einem anderen Menschen wie du und ich.

Es geht nicht darum, uns auch noch mittels unserer Ernährung abzugrenzen, ob Alles-Esser, Frutarier, Veganer, mit oder ohne Alkohol oder nur am Wochenende. Wertschätzung, Respekt und Demut für das was uns vergönnt ist und so viele Menschen noch immer nicht als etwas alltägliches erfahren dürfen, würde uns einen Schlüssel in die Hand geben wieder näher zu rücken. Näher rücken an eine gemeinsame Tafel, gemeinsam speisen und genüsslich schmatzend dem Wert zollen, der es angebaut hat, genährt hat, gepflegt hat, zubereitet und gekocht hat.

Der Sonntagsbraten mit Kartoffeln, weil es gerade Saison dafür ist und Gemüse, was genau jetzt der Nährboden bereithält. Wir sind Teil dieser Natur. Es wäre doch auch ziemlich befremdlich, wenn wir uns wider eben jenem natürlichen Kreislauf ernähren würden, dem wir zugehörig sind. 

Eine Ode an den Sonntagsbraten mit all dem was er für uns verinnerlicht und zukünftig so viel mehr herzliches Miteinander & Füreinander sein kann!