Große Liebe
- großes Thema

Unsere Autorin Jana

Mit der Überschrift ist die Messlatte verdammt hoch gelegt und das auch noch durch mich selbst! Schweinerei! Da entdeckt frau einfach nur eine neue Serie (diesen ziemlich markanten orangefarbenen Hinweis mit „2 Folgen“ hab ich dabei wohl übersehen), ist fasziniert von den Kulissen und der Idee dahinter. Mann gesellt sich dazu, nachdem ich die ersten 10-20 min einfach nur dar nieder gelegen habe vor Lachen. Wenn einfach der „Hauptmann“ (gespielt von Ernst Stötzner) als überzeugter (ehemaliger) DDR-Gefolgsmann und pensionierter Tierarzt das zu ihm gebrachte Kaninchen als ein „Russen-Kaninchen“ definiert. Weiß, mit gefärbten schwarzen Ohren: Russen-Kaninchen. Als ihn die Protagonistin mit ihrem Schützling mit dem Worten verlässt, dass das Kaninchen „Batman“ heißt, nach draußen verschwindet und der Hauptmann zum Kaninchen flüstert: „Bei mir heeßte Vladimir!“. Ernst Stötzner spielt zum Niederknien vor Lachen, eine Pointe bringt die nächste. Bereits von der Altersdemenz erwischt, zeigt er einfach zu genial, authentisch und enorm sympathisch wie die Facetten von jenem Dasein aussehen können – für ihn und seine Mitmenschen (denn wenn er plötzlich bewaffnet mit einer Kettensäge zum Friedhof fährt, birgt das schon einige Potentiale an möglichen Handlungssträngen).

Um nun aber endlich, also endlich zum eigentlichen Thema zu kommen: Eisenach genau 30 Jahre zuvor wollten Freunde über die Botschaft in Prag abhauen. Dabei ist ein Pärchen, was obwohl noch Teenager vlt. ca. 18 Jahre zu dem Zeitpunkt, jeweils ihre große Liebe in dem anderen gefunden hat. Er klettert über den Zaun und sie bleibt. Der Anfang der eigentlichen Geschichte, in welche man zu Beginn jedoch im Jetzt – 30 Jahre – später reingeworfen wird. 

Verlegen wir jetzt mal die Tragik, die extrem hochkochenden Emotionen der damaligen Zeit und auch die schönen Aufnahmen aus Eisenach beiseite.

30 Jahre später kommt nun eben jener Mann, damals jung, nun deutlich reifer zurück an seinen Heimatort, zurück zu seinen damaligen Freunden und seinem Umfeld. Sie verheiratet, 2 Kinder, beide bereits mehr oder weniger schon aus dem Haus und einen sehr noblen, ehrbaren Mann an ihrer Seite. Ihnen geht es gut, ihnen ist es gut ergangen und sie scheint zudem auch noch dem Job nachzugehen, den sie von Herzen gern tut: sie leitet einen naturnah gestalteten Kindergarten. – Witzig, wie mir das aufgefallen ist. Scheinbar achtet man als Mama da wohl auch unterschwellig darauf. Ich fand auch, dass Rolle gut hinterlegt war, weil sie und ihre Kolleginnen den Kindern auf Augenhöhe begegneten. Find ich bemerkenswert. Aber zurück zu Thema…

Es ist unumgänglich, sie sehen sich wieder. Sie hat versucht es zu verhindern. Nun ist er da. Wie sie sich „begegnen“, als er hinter ihr verweilt, weil man sich gerade um das „Russen-Kaninchen“ namens Batman-Vladimir kümmern mußte. Die beiden allerdings bemerken es, diese Spannung, diese Energie. Der Zwischenraum zueinander ist rein körperlich gegeben, ein gebührender Abstand. Und doch knistert es leise, selbst durch den Bildschirm hindurch. Kein Knistern, was übereinander her fallen will. Es ist diese zarte, wissende, sehnsüchtige und zugleich quälend genießende Energie, die ausgekostet sein will. Eine Schwingung, die den Moment anzuhalten vermag, alle Sinne gleichzeitig aktiviert und den Verstand kleinlaut werden lässt. 

Bruchteil von Sekunden dauerte diese Szene und davon gibt es weitere, die in verschiedenen Intensitäten natürlich den Spannungsbogen schürt. 

Gleich, wie die Geschichte weiter geht, denn gönn dir lieber, die beiden Folgen mit eigenen Augen zu genießen, es bleibt ein markantes Thema, eine Frage womöglich: wer kennt eine solche große Liebe? Wer kennt so etwas noch, was Jahrzehnte überdauert, dieses im Keller gelagerte, aber doch gesicherte leise Wispern ist und doch an Intensität nichts verliert? 

Ich könnte an dieser Stelle jetzt über Berlin, nach Rostock, über Magdeburg zurück nach Eisenach ausholen. Ein Versuch ist es Wert die gekürzte Version des Suchens nach einer Antwort zu wagen. Internet, Globalisierung, Flexibilität und so viele andere Schlagwörter, die damit einhergehen, haben unser Leben nicht nur sehr schnelllebig gemacht. Ich kenn sie noch die Tonbandkassetten und die klobigen Kästen mit dem Schriftzug „Robotron“ drauf. Allein, wenn ich daran denke, komme ich mir extrem alt vor und dabei brauch ich das gar nicht. Es ist nur in den vergangenen 20-30 Jahren so viel passiert, komprimiert auf die wenigen Jahre im Vergleich was vorher noch ein Jahrhundert gebraucht hat. 

Nicht nur der Ansatz, ob in eben dieser Zeit, welche auch Werte scheinbar schnell verändern bzw. vergessen lassen, eine solche Liebe überhaupt noch eine Chance hätte sowie eine solche Intensität in sich zu bergen. Auch der Ansatz, ob der Mensch von der heutigen Zeit geprägt, überhaupt eine solche Liebe noch erkennen könnte. 

Wir haben verlernt tiefgründig zu gehen, uns Zeit zu nehmen Dinge zu reflektieren, nachzugehen, es für sich selbst zu definieren. Wie schnell werden sofort Sprach- oder Textnachrichten versendet zu anderen, welche einem doch bitte aus dieser Situation helfen mögen bzw. mit Rat und Tat zur Seite stehen sollen. Früher traf man sich auf dem Bolzplatz oder dort, wo sich die Clique nun mal einfand und bequatschte das, mehr oder weniger schüchtern. Wie schnell vergeht heute ein Gefühl, dieser bestimmte Bruchteil einer Schwingung, die etwas in dir zum Klingen gebracht hat – aber huch…das Handy hat vibriert, jemand hat mir eine Nachricht gesandt. Der Moment der Aufmerksamkeit ist passé. 

Ich kann keine allumfassende Antwort finden, dafür bin ich ja selbst nur mit meinem beschränkten Blickfeld unterwegs. Wie viele Ehen gibt es noch, die nicht nur die erste Krise überstehen. Wie viele Ehen haben nicht die schweren Zeiten als Grund zum Wachsen, sondern eine unumstößliche gemeinsame Erkenntnis, dass der andere einfach SEINE große Liebe ist. Wer hört andere schwärmen von seinem Partner, die Fahne der Loyalität hoch haltend, gleich ob gerade kugelrund oder spindeldürr?

Möglicherweise wird diese Frage in nur einem Artikel nicht beantwortet werden können. 

Eines bleibt und würde vielleicht dafür sorgen, dass du uns mit einer Version einer Antwort versorgen könntest: schau dir die beiden Folgen an. Für unser Empfinden absolut gut! 

Ich würde mich freuen, wenn du eine Idee hast, mir von anderen erzählst oder gar von dir, wo du sie gesehen hast, die große Liebe!

Alles Liebe, Jana

PS: Man könnte stark vermuten, dass nach den 2 Folgen weitere kommen. Ich hoffe es und nicht nur wegen dem Inhalt sowie der Besetzung. Dann könnte ich meinem mich belächelnden Mann die nächste vor die Nase setzen mit oder ohne Batman-Vladimir („Na Mensch, ganze 2 Folgen hat deine neue Serien-Entdeckung! Na das wird ja ein richtiger Serien-Marathon!“)!