

Schweinehündin vs
Liquidität
Folge 04
„Kind, du mußt mehr trinken!“ – wie oft hab ich diesen Satz gehört! Trinken?! Warum, ich habe nun mal keinen Durst. Meine Mutter, deren Mutter – sprich meine Oma, alles keine Vieltrinker. Dabei sprechen wir jetzt mal nur von Wasser oder gar Tee. Somit ist es einfach vererbt und wir frauen trinken nunmal einfach wenig. Alles doch kein Problem, oder?!
Vor einigen Wochen fing es allerdings an: ein Fußgelenk schwoll regelmäßig an. Kacke! Oh, darf ich das schreiben? Ach, sind ja keine Kinder in der Nähe 😉
Schon in der Schwangerschaft hörte ich mal einen Satz von der Hebamme. Ich erzählte ihr, dass ich (zu dem Zeitpunkt) häufiger auf Toilette mußte, dabei aber immer nur wenige Tropfen kamen. Was das denn solle? Ihre kurze und prägnante Antwort (ich glaube Hebammen haben das im Blut) war, dann trink halt mehr, dann lohnt es sich wenigstens aufs Klo zu müssen.
Ähm, was sollte ich dazu sagen?
Vor wenigen Tagen hatte ich ein Gespräch mit einer anderen Mama. Lange ist es her, dass wir uns häufiger sprachen und auch den Austausch genossen. Nun wieder aktiviert, genießen wir wieder und kamen eben auf Themen, die Mamas, Frauen eben so kennen. Ihre Erfahrungen deckten sich 100%ig mit meinen, was mich soeben auf den Gedanken brachte, dazu mal ein paar Zeilen zu verfassen. Ehrlich gesagt, war es der Blick auf den Wasserkrug vor mir, mahnend, noch relativ voll, mit subtiler Trinkanimation.
Zurück zu dem Moment mit dem Schimpfwort. Ich hatte keinen Bock auf einen möglichen Grund mir Sorgen machen zu „müssen“, was los sein könnte. Ok, da war eine ganz lange Zeit stundenlanges Arbeiten im Sitzen. Dann wechselte ich auf Steharbeitsplatz und das sehr sehr lange auch sehr viele Stunden am Tag. Ein, zwei Wochen vor diesem Ereignis folgten dann wiederum intensive Arbeiten draußen im Garten, in lebendiger Erde, in Schweiß, Dreck und Staub. Ja, das sind Beschreibungen, die auch Frauen von ihrem Wirken verfassen können! Wie dem auch sei, ich schob es auf körperlich einseitige, kurzfristig intensive Belastungen. Dann erzählte ich Ines davon, weil sie nicht nur nahezu alles weiß, wenn etwas in/an unserem Körper nicht „normal“ läuft, Ursache sein kann.
Natürlich kamen wir auf das Thema trinken und da sagte ich es ihr. Ich sagte ihr tatsächlich, dass ich 2 Tassen Kaffee als meine Trinkbilanz täglich vorweisen könne. Ihre Reaktion war herzerwärmend ;): „Oh mein Gott! Das tut mir ja schon auf der Entfernung weh!“. Super! Dann sagte sie etwas eigentlich banales und doch klingt mir dieser Rat seit diesem Gespräch täglich im Ohr nach. „Am besten gleich früh, bevor du irgend etwas anderes tust, machst, zu dir nimmst – ein Glas Wasser trinken. Danach gleich noch eins. Dann hast du mit einem Ritt schon mal 600ml weg. Du wirst sehen, es wird dir gut tun.“. Das sagte sie so leicht. Ich und trinken und dann noch früh morgens und noch VOR dem Kaffee?!
Parallel fand ich noch Reste einer pflanzlichen Medizin in Form von Kurkuma-Extrakt. Sollte bei Entzündungen helfen. Ok, bevor sich diese vermaledeiten Beine noch schwerer anfühlen und ich mich so alt und dieses Gefühl vom Fußgelenk direkt zu mir in die beklemmende Brust hochschleicht „Du wirst alt. Es fängt an. Du mußt auf deinen Körper jetzt mehr achten. Du trinkst zu wenig!“ – Kurkuma-Extrakt und Ines-Trink-Routine! Nix Chemie und nichts was weh tut.
Seit diesem Tag trink ich nun morgens mal eben zwei Gläser (hat Ines gesagt!) und auch die ersten 4-6 Wochen täglich gut 2 Liter gutes Wasser oder heißen / kalten Pfefferminztee. „Natürlich!“ ist die Frage auf deine Antwort, die ich da so leise vernehme: „Und das ist dir leicht gefallen?“. Nein!!!! Gott, was hab ich gekämpft mit diesem ersten Glas am Morgen, was einfach nicht leer werden wollte. Boah und dann sollte noch eins hinterher. Nun gut, der kurze Gedanke an den drohenden dicken Knöchel lies mich lieber Wasser trinken als weiterhin einen Grund für eine Sorge zu haben. Das ist lästig, brauch ich nicht in unserem täglichen Tumult und deutlich anderen Fokus als das Gefühl „festzustecken“ mit dicken Beinen.
Jetzt kommt die Passage, die man so gern auslassen könnte, weil es dieses „klar, dass es gut ausgehen mußte“-dingens in sich haben wird. Tut mir leid, in genau das Trinkglas muß ich pusten. Ich hab getrunken, was das Zeug hält, bin anfangs (erschreckender Weise) selten all die zugeführten Flüssigkeiten wegschaffen gegangen und später dann so oft, dass ich schon die Hose einfach offen gelassen habe. Fuß hat sich auch irgendwann wieder lieber an die schlankeren Formen erinnert und auch behalten. Mit einem allerdings habe ich in keinster Weise gerechnet: diese weiche, „leicht runde“ Ansammlung an Gewebe über dem Hosenbund hat sich verdünnisiert. Ok, Entgiften, ausschwämmen und was weiß ich nicht noch alles, ist sicher auch für viele eine absolut logische Schlußfolgerung. Für mich war es das nicht. Die Liebesgriffe (wie diese Region rechts und links an der Hüfte in den südlichen Ländern gern bezeichnet wird) sind auch schmaler geworden und haben das Wort „Taille“ wohl mal nachgeschlagen. Es gibt sie wieder.
Die Formen aus den Tagen, wo knackig noch etwas mit dem eigenen Körper zu tun hatte, werden und dürfen auch zu jenen vergangenen Tagen angehören. Deswegen muß schwabbelig aus reiner Faulheit ja nicht der Normalzustand dieses Altersabschnittes sein. Warum schreibe ich darüber. Einerseits weil ich echt überrascht war, was das Trinken von Wasser in echt bei mir bewirkt hat. Wie allein das den weichen Bauch von Mama flacher gemacht hat und frau im Spiegel sogar sowas wie altbekannte Baustrukturen wieder – ehrlich (und nicht gewünscht) – erahnen konnte. Gleichzeitig auch, weil der Austausch mit anderen mir gezeigt hat, dass es eben wohl doch nicht nur „vererbtes“ Verhalten oder Trinkbedarf ist, sondern eine pure faule Angewohnheit von deutlich mehr Menschen, als ich dachte. Zumal ich von diesem Effekt ja sogar schon wußte, auch schon vor sehr vielen Jahren am eigenen Leib erfahren hatte. Aufgrund des vielen Trinkens in der damaligen Zeit so wenig Hunger verspürte (was diesmal nicht so drastisch anders war), dass ich auch da schon den trinkenden Abbau von Zell-Ballast wahrgenommen hatte.
Aber ich bin faul geworden. Selbst mit dem Wissen, dass viel Trinken auch das mit sich bringen würde, war nicht Anreiz genug, aktiv zu werden. Trauriger weise war es ein Gefühl, was so schwer zu beschreiben ist. In der Schwangerschaft mal angeschwollene dicke Beine zu bekommen, ist eine Sache. Jetzt aber, wo diese Würmer so was wie eigenständig sind, eben nicht mehr. Es gäbe tausend Argumente und Gründe, die ich jetzt anführen könnte, warum es gerade mal wieder aufkam (frau ist ja im Marketing unterwegs 😉 ). Unter dem Strich war es das deutliche Zeichen, dass meine Zellen und die komprimierte Umsetzung in Form meines Körpers einfach nicht mehr „damals“ und „knackig“ ist.
Was Durchleben wir – eher noch bei Frauen – Veränderungen an unserem Körper, in Dimension, Wahrnehmung, Intensitität, etc. Natürlich! Vor allem, wenn frau mal so einen Wurm in dem dicken Wannst vor und unter sich getragen hat. Die eine wird insgesamt runder, die andere kriegt „einfach nur“ ne Kugel vorne dran. Das sind alles körperliche Adaptionen, die ja „irgendwie dazugehören / normal sind“. Die gehen ja auch irgendwann wieder – mehr oder weniger. Aber das da jetzt, da unten an diesem verdammten Knöchel. Was soll das jetzt? Dabei ist das nur der Knöchel. Da gibt es Menschen, die mit ganz anderen Veränderungen an oder in ihrem Körper umgehen lernen dürfen. Mir jedenfalls hat dieser dicke Knöchel gereicht. Ich möchte nicht, dass das Kribbeln in der Wade zu einem schwerfälligen Bein wird sondern ein Kribbeln, was Lebendigkeit widerspiegelt, ich möchte beweglich sein, flexibel und mich mit und in meinem Körper selbst und leicht fühlen. Das da unten passte nicht zu mir und ich wollte auch nicht, dass es zu mir wird.
Anmerkung der Autorin: Interessant war doch in der ganzen Zeit, dass mich im Internet komischer Weise immer mehr Werbung erreichte nach dem Motto „Mit dem Trick – ein Glas Wasser am Morgen auf nüchternen Magen – verlor sie so viele Kilos!“. Können die jetzt schon Wassergläser tracken?
Das entscheidende Gefühl war dennoch dieses Bewusstwerden, dass ich nun mal keine Zwanzig mehr bin, auch keine Dreißig mehr 😉 und mein Körper mir vermutlich in den kommenden Jahren (hoffentlich) schneller zeigen wird, wenn ich wohl außerhalb meiner Balance agiere. Das Leben ist endlich. Was soll ich sagen, ähm schreiben. Zumeist begreifen wir das immer erst, wenn es uns betrifft, schmerzlich wird oder die Routine durcheinander gekommen ist. Dankbarkeit täglich zu zelebrieren für Dinge, die wir gern als Selbstverständliches empfinden, senkt vermutlich die Angst, wenn der Knöchel mal wieder anschwillt oder dir an anderen Stellen die Zellalterung den Spiegel vorhält.
Das Thema „Du mußt aber auch Sport oder mal Yoga machen!“ wäre jetzt auch noch eine logische nächste Empfehlung gewesen, die vermutlich in den meisten Blogs und Ratgebern auftauchen würde. Fehlanzeige! Ähm…noch nicht 😉
Mein Sport heißt Garten, draußen in der Erde wühlen, Steine zu Mauern werden lassen, vom Steharbeitsplatz zum Sitzarbeitsplatz wechseln und natürlich –
das unermüdliche Heben des Trinkglases und
dem konsequenten Zurückführen zum Wasserkreislauf!
PS: Text online – Wasserkrug leer. Geh ihn jetzt wieder auffüllen!