

Körperpflege
vs natürliches Ich
Folge 01
Ich geh Duschen.
Genau so einfach und doch so bedeutsam dieser Satz erscheint, ist er auch. Mann und Kinder stehen regelmäßig, lauthals und mit offensichtlich viel Freude und vor allem Dampf unter der Dusche. Erfrischt, gerötet und gereinigt duften sie so vor sich hin, was ich spätestens Abends beim Aneinanderkuscheln und „Ich hab dich lieb“ ins Ohr flüsternd, erriechen kann.
Jetzt gerade eben war irgendwie alles zu viel und der perfekte Moment wo es innerlich nach einer Dusche verlangte. Nur für mich, nur Mama!
Da steht sie nun nackig vorm Spiegel, wartend, dass das Wasser heiß ist. Nun ja, sie sah schon mal anders aus, es gibt auch andere Frauen die noch ganz anders aussehen. Also, was soll´s. Passt schon für den Moment. Irgendwie fühl ich mich heute wieder runder und wabbeliger. Egal. Wasser ist warm.
Und da ist sie, die Ambivalenz! Nein, die Absätze davor betrafen diese in der heutigen Folge nicht!
Meine Achseln reden bereits mit mir.
– Pause: die Kinder wollen, dass ich mein Versprechen einhalte und mit ihnen Lego spiele –
Pause beendet – nach 15 min in denen ich Lego allein zusammengesucht habe, die Kinder haben sich einstweilen selbst mit Geburtstagskuchen von gestern versorgt, Mama bereit zum Ausbruch zurück zum Schreiben –
Zurück zur Dusch-Vorbereitungs-Einstimmungs-Szene:
Die kräuselnde Wahrheit springt mir förmlich entgegen. Freundinnen der bewussten Ernährung, der Achtsamkeit auf ausschließlich natürliche Inhaltsstoffe und der prall gelebten echten Weiblichkeit stehen an Rasiermessers Schneide: Bewusst und so naturbelassen wie nur möglich leben, zu sich stehen, mit allen weniger straffen und jugendlich frisch erstrahlenden aktuellen Eigenschaften und dann das: ich will mich rasieren, will mich gepflegt empfinden!
Ist das schon Verrat an seiner eigenen Philosophie, Inkonsequenz die bereits in Ambivalenz ausgeartet ist?
Die Gedanken beim Entfernen der kräuselnden dunklen Wahrheit plätschern unter der Dusche weiter dahin. So einen Blödsinn, was sich Frau da so antut. Frau schneidet sich vielleicht sogar, überlegt, wie sehr „gepflegt“ es diesmal sein soll bzw. das aktuelle „Dusch-Zeitfenster“ überhaupt erlaubt und weiß gleichzeitig während des Vorgangs der Entfernung bereits um die weniger prickelnden Folgen ihres Handelns. Ambivalenz wo Frau nur hinschaut. Scheiß drauf!
Irgendwie ist es heute einfach wichtig zu tun. Wichtig, um mich für den Moment einfach wieder ein Stück wohler in meiner Haut zu fühlen. Dabei hatte ich sogar kurz ein Aufflammen, dass Mann sich sicher darüber sicher auch freuen wird, wenn er es denn zu spüren bekommt. Ha! Nächstes Thema – so viel Stoff für so viele Folgen.
Auch das Bewusstsein sich so „gepflegt“ für die nächsten paar Tage wieder ein Stück mehr „Frau“ als „Mama“ zu empfinden. Wieder widersprüchlich.
Wir weibliche Wesen, wie sicher auch die Vertreter der männlichen Gattung, scheinen wohl doch aus mehr Facetten zu bestehen. Diese verwechseln wir gern mit etwas, was wir Zugern in Rollen pressen wollen. Es sind genau diese, die sich, so scheint es mir, mit uns verändern. Als ob sie zu unserem Leben, lebendig, zu uns gehören würden.
Also! Leben wir sie doch einfach. Sind wir halt „ambivalent“! Is mir doch gleich, ob es dafür ein Wort gibt, wenn wir einfach mal eine Facette unseres momentanen Abbilds, unseres Daseins mehr betonen lassen wollen als wir es vielleicht sonst tun – in unserem ganz normalen Wahnsinn als Alltagsweib!
Erfreut Euch Eurer Ambivalenz – oder dem genussvollen Leben der vollen Bandbreite aller unserer uns einzigartig machenden Facetten!
– Eins der Kinder sprang übrigens die ganze Zeit während des Schreibens auf der Matratze auf der ich sitze herum, weil es „nun mal hüpfen will!“. Ich könnte ja auch woanders hingehen, meint es. Hund guckt mich auch noch fragend an… – macht nichts – erster Artikel fertig – Mama durchströmt ein Gefühl, etwas für sich getan zu haben! Kind bekommt Matratze, Hund wird rausgelassen. Alle glücklich!