Guter Stoff,
zum Hineinhorchen

Unsere Autorin Jana

Was für ein Roman: „Die Keltenfürstin“ von Sissi Flegel (erschienen bei dotbooks.com, gelesen von unserer Autorin als E-Book)

Anfangs mußte ich immer mal wieder an Outlander denken. Und doch war es anders. Kennt ihr das, wenn du die ersten Seiten liest und meinst, das Buch doch erstmal wieder zur Seite legen zu können, weil es dich nicht so richtig packt, Dinge keinen Sinn ergeben oder Namen der Geschichte nicht hängen bleiben wollen. Bei „Die Keltenfürstin“ passierte mir das nicht. Bereits die ersten beiden Seiten waren klar, eindeutig und verdammt einladend!

Schon seit langem fesselt mich das Thema und seit geraumer Zeit lebe ich in einer Region, die noch immer Unterkünfte für Reisende mit keltischem Ursprung haben. Gerade eben sind wir dabei eine solche wieder errichten zu lassen mit losen Feldsteinen. Parallelen, was die Heilarbeit angeht, die Faszination über das Wirken der Kräfte von Mutter Natur und die so einfache und doch so zufriedenstellende Lebensweise der Menschen. Reisen gehörte ebenso eine gewisse zeitlang in unser Leben. Das Erfahren von Regionen, unterschiedlichster Landschaften und Menschen sowie deren Sprache und Fertigkeiten.

Sie ist stark, diese Fürstin und ohne gleich, wie es heute so gern gepredigt wird, Feministin sein bzw. sich rebellisch gegen die allseits vorherrschende Macht der Männer stellen zu müssen. Immer mehr Studien zeigen, dass schon sehr früh Frauen und Männer gleichen Stand hatten, ebensolche Ränge einnahmen bzw. „das Sagen“ hatten. Im Grunde sollte das auch nicht besonders hervorgehoben werden, denn eben diese Geschichte von Sissi Flegel zeigt, dass die Fähigkeiten von Madrisa, ihr Wille, ihre Weisheit und ihr Wissen ausschlaggebend dafür waren, dass man sie als eine Fürstin wahrgenommen hat. Dass sie dafür einen langen Weg gehen mußte, auch unheimlich intensive, emotionale Verluste dahin brachten, gehört wohl einfach zum Leben dazu.

Schön fand ich das Bild von Madrisa, dass sie sich bewusst ist um Kleidung, Erscheinungsbild und den klaren Geist, bevor sie bestimmte nächste Schritte vornimmt. Sie ist sich ihrer selbst sehr klar und gleichzeitig auch nicht zu verwegen zu glauben, dass sie allein das Leben unter Kontrolle hat. Die Spirits waren schon damals wichtige Begleiter und die Demut vor Mutter Natur und eben ihren Mächten eine wichtige Lehre. Leider haben wir diese Verbindung verloren, sind viel zu abgegrenzt in der heutigen Zeit. Womöglich werden uns allerdings die Sehnsucht, zurück zu unseren Ur-Kräften, dem Glauben an höhere Mächte und auch die Demut vor dem Leben (dem damit bewusst werden unserer Lebens-Zeit) wieder näher zu „alten“ Wissen & Lehren bringen.

Viele der Erzählungen, welche Krankheiten mit welchen Kräutern geheilt wurden und auch – oder vor allem – die Geschichte um die Laus der Kermesbeere sind unheimlich faszinierend gewesen. Es war ein Leichtes Seite für Seite einzutauchen und die Buchstaben flogen nur so vor meinen Augen. Eigentlich wollte ich doch tatsächlich einige berufliche Aufgaben erledigen, um am nächsten Tag mehr Zeit draußen sein zu können. Doch bereits der Anfang der Geschichte, den ich am Vorabend begonnen hatte, war zu verlockend nun wieder aufgenommen zu werden. „Nur bis zum Mittag“, war der Plan und es fiel mir sogar leicht, ab und an mal das E-Book auszuschalten, weil ich kurz sacken lassen mußte, was ich gelesen hatte. Das passiert mir selten bei einem Buch. Dann möchte ich bestenfalls alles hinter einander erlesen. Aber diesmal fand ich es gut, ab und an mal zu verschnaufen und die Bilder noch einmal vor meinem „ inneren Auge“ passieren zu lassen. Es war damit förmlich eine Art Genießen des Gelesenen, das Nachwirken und „Baden“ in den eigenen Phantasien.

Der Roman hätte gut und gerne noch länger sein können oder ein weiteres Buch mit Stoff versorgen können. Wie z.b. die Geschichte von dem Dorf in der Alb bei den Erzschürfern, nach dem Madrisa in ein Loch gestürzt war und sich den Knöchel verletzt hatte. Der Leser fühlt sich, so erging es jedenfalls mir, direkt dabei, am Feuer mit den anderen Dorfbewohnern während eines ungewöhnlichen kalten schneereichen Abend. Wie gern wäre ich auch länger geblieben, mit Madrisa und Ari, und hätte mehr von dem Häuptling und seinem Schmied erfahren.

Die Kelten waren ein faszinierendes Volk. Sie kamen weit umher und schon bei dem Roman „Der keltische Ring“ ging es mir beim Lesen oft so, als ob diese Geschichte für mich geschrieben wurde und sie gefühlt aus einem meines vorangegangene Leben erzählt. Es war eine Freude diese über dreihundert Seiten zu verschlingen und viel zu schnell vorüber. womöglich findet Sissi Flegel noch weiteren Stoff, die eine Geschichte mit den faszinierenden Kelten wieder auferleben lässt. Ich wäre eine dankbare, lesende Genießerin.

Guter Stoff, zum Hineinhorchen: „Vertrau ich auf meine Urkräfte?“.

Viel Freude Ihr Fürstinnen voller „alter Kraft“ in einer „neuen Zeit“.

Wagt Euch hinaus, dabei gewahr Eurer Fähigkeiten und Eurem wachen Geist!